Ude zum Spitzenkandidaten gewählt

22. Oktober 2012

287 von 288 Stimmen für Christian Ude, lediglich eine Nein-Stimme, 99,7 Prozent Zustimmung: Die BayernSPD wählte am Sonntag den „bekanntesten, beliebtesten und erfolgreichsten Oberbürgermeister Deutschlands“ (Sigmar Gabriel) zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen 2013. Aber nicht nur wegen des Ergebnisses war es ein denkwürdiger Tag im Messezentrum Nürnberg.

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Parteitag der Superlative

„So einen informativen aber auch unterhaltsamen Parteitag habe ich noch nicht erlebt, und ich habe schon einige mitgemacht“, so ein fränkischer Delegierter auf dem Nachhauseweg. Seine Einschätzung teilten nahezu alle im Saal, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Fast sechs Stunden lang drehte sich alles um Christian Ude, Langeweile indes kam nie auf. Den über 800 Delegierten und Gästen wurde ein perfekt inszenierter Wahlkampfauftakt geboten, der trotz aller politischen Botschaften weder an Humor noch an Wärme sparte.

Bayern für alle!

„Ich bin seit 22 Jahren bei der Stadt München beschäftigt, habe dort immer nur befristete Verträge bekommen und bemühe mich jetzt um einen Bewährungsaufstieg beim Staat.“ So begann Christian Ude gestern seine Bewerbungsrede. Die Staatskanzlei als Ziel, um eine neue, moderne und sozial gerechte Politik für Bayern machen zu können – das ist Udes Langstreckenlauf für die nächsten elf Monate. Allerdings: er wolle kein Schlaraffenland versprechen, wie es Seehofer tue, wenn er hier eine Konzertsaal und da ein Krankenhaus verspreche und gleichzeitig Bayern schuldenfrei machen wolle. „Wir versprechen hingegen nur das, was wir auch halten können! Wir stehen für eine Politik, die Wort hält.“

Christian Ude streifte die ganze bayerische Politik, vom „G8-Murks“ der CSU bis zum missratenen Betreuungsgeld, von der Energiewende über Wirtschaftspolitik bis hin zu den Finanzen. Sein Versprechen: Unter seiner Führung werde Bayern ein Land auch für die auf der Schattenseite, für die Hartz-IV-Empfänger und die Benachteiligten. Ein Land für alle. Dass er Soziales und wirtschaftlichen Erfolg bestens miteinander verknüpfen kann, das hat Ude bereits in der Millionenstadt München gezeigt. Nun ist er bereit für ganz Bayern.

Die ganze Bundespartei kämpft in Bayern

Für die politischen Botschaften und die Angriffe auf die Mitbewerber waren zu Beginn des Parteitags Hausherr und Nürnbergs Oberbürgermeister Uli Maly, Landeschef Florian Pronold, Schleswig-Holsteins neuer Ministerpräsident Thorsten Albig und Parteivorsitzender Sigmar Gabriel zuständig. „Das ist ein Kampf gegen das große Geld und die Arroganz der Macht", rief Florian Pronold dem voll besetzen Saal zu. "Die Gegenseite gibt mehr Geld für Umfragen aus als wir für den gesamten Wahlkampf!“ Der Verlässlichkeit und Ehrlichkeit von Christian Ude stellte er den Wankelmut Seehofers gegenüber: „Die CSU ist hundert Prozent Opportunismus!“ Sigmar Gabriel hieb in die gleiche Kerbe und warf Seehofer und der CSU vor, „machtversessen und machtvergessen“ zu sein. „Mehr Schein als Sein, das ist das Grundprofil der CSU“, der er auch gleich eine immer stärker sinkende bundespolitische Bedeutungslosigkeit attestierte. Er versprach, dass die ganze Bundespartei für einen Wahlerfolg Udes und der BayernSPD kämpfen werde.
Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein Thorsten Albig als Chef eines Dreier-Bündnisses ist ein Vorbild für die angestrebte Regierungsbildung in Bayern: er verbreitete Optimusmus, dass dies auch in Bayern gut klappen wird.

Privates und Politisches

Zwischen den Rednern moderierte Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher nicht nur Video-Filme mit Christian Ude an, sondern auch kleinere Talkrunden, die Politik und Privates miteinander mischten und Herz und Verstand der Zuhörer ansprechen. Ob nun Udes Ehefrau Edith von Welser-Ude aus dem familiären Nähkästchen plauderte, Schauspielerin Jutta Speidel von ihren sozialen Projekten in München erzählte, die nur dank der Unterstützung von Christian Ude möglich wurden oder ob die Mitglieder des Beratungsteams von Christian Ude (Doris Aschenbrenner, Mahmoud Al-Khatib, Werner Widuckel) ihre politischen Vorstellungen ausbreiteten: am Ende bekamen die Zuhörer ein umfassendes Bild vom Menschen und Kandidaten Ude, der als Urbayrisch, Durchsetzungsstark und Ehrlich charakterisiert wurde.

Bentele wird Beraterin

Höhepunkt vor der Bewerbungsrede Udes war allerdings der Auftritt von Verena Bentele. Die zwölffache paralympische Goldmedaillengewinnerin warb in einer humorigen und mitreißenden Rede für Christian Ude und begeisterte den Saal mit ihrer frischen, kecken Art. Ude setzte dann in seiner Rede noch eins drauf und machte die blinde Biathletin zu seiner Beraterin für Sport und Inklusion, was erneut für tosenden Applaus sorgte. Zuvor stellte sich in seiner Videobotschaft der Musiker Konstantin Wecker, der „eigentlich im Wahlkampf für keine Partei aktiv werden wollte“ an die Seite seines Freundes Christian Ude.

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