Das verkündete Aus für die Unterbringung von 440 Asylsuchenden im GVZ an der Grenze zu Augsburg wurde im SPD-Ortsverein und in Abstimmung mit der Siedlergemeinschaft Bärenkeller-Nord gestern mit Erleichterung und mit Sorge über das weitere Vorgehen aufgenommen. Nachdem das bisherige Verfahren des Landkreis Augsburg zur Unterbringung von Flüchtlingen schon auf großes Unverständnis bei Anwohnern, SPD-Mitgliedern und Helferkreisen gestoßen war, besteht so gut wie kein Vertrauen mehr in die Lösungskonzept der Verantwortlichen im benachbarten Landkreis Augsburg.
„Einerseits sind wir froh, dass eine so große Unterbringungseinrichtung jetzt nicht kommt, die ja vollkommen isoliert am Stadtrand liegt und den Flüchtlingen keinerlei Möglichkeit zur sinnvollen Tagesgestaltung bietet. Von Integration wollen wir gar nicht sprechen – das ist bei dieser Massierung an Menschen mit all ihren Problemen und Hoffnungen gar nicht möglich. Andererseits haben wir Sorge, wie es nun weitergeht, denn die Geflüchteten werden ankommen und müssen versorgt werden. Das Ganze ist wahrlich kein Ruhmesblatt!“, erklärt der SPD-OV-Vorsitzende Walter Wiedemann.
Ähnlich beurteilt der Vorsitzende der Augsburger SPD die Lage:
„Leider gibt es bei dieser Geschichte nur Verlierer. Die Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Land, die überhaupt nicht mitgenommen worden sind, denen bis heute nicht erklärt wurde, wie man auf die Idee kommt, geflüchtete Menschen in einer Massenunterkunft in the middle of nowhere unterzubringen. Die Asylsuchenden, denen aufgrund des entstandenen Vertrauensverlust nun mit noch mehr Vorbehalten begegnet werden wird, obwohl sie gar nichts für diesen Schlamassel können. Die Politik, hier die CSU, die einen massiven Vertrauensschaden verursacht hat, weil die
verantwortlichen Personen eine vermeintlich einfache Lösung dem Weg des Erklärens und Überzeugens vorgezogen haben“, so Dirk Wurm.
„Aus der Erfahrung der letzten 30 Jahre wissen alle, dass so große Massenunterbringungen nur Probleme verursachen. Wie man so eine Entscheidung im Jahr 2023 treffen kann, ist mir ein Rätsel. Spätestens seit der Flüchtlingswelle 2016 wissen alle, die sich mit dem Thema Flucht und Asyl beschäftigen, dass es dezentrale Unterbringungen braucht bis max. 90 Personen, so wie das in der Stadt Augsburg, dank des ehem. Sozialbürgermeisters Dr. Stefan Kiefer bis heute praktiziert wird, und dass man die Bürgerinnen und Bürger dabei mitnehmen muss. Bewegungsmöglichkeiten schaffen muss, um Vorurteile abzubauen und mit Unterstützung der Helferkreise erste Schritte auf dem langen Weg der Integration zu gehen.“
„Nichts von dem ist hier geschehen, wohl um nicht mit den Gemeinden den steinigen Weg der Suche nach kleinen Unterkünften gehen zu müssen bzw. Unterbringungsmöglichkeiten in Ständerbauweise zu schaffen. Aber daran wird man nicht vorbeikommen. Im Endeffekt lässt sich diese Herausforderung für die Gesellschaft nur gemeinsam und solidarisch lösen, auch das eine Lehre aus 2016. Hoffentlich erinnern sich alle Beteiligte zumindest jetzt wieder daran“, so Wurm abschließend.