Ulrike Bahr: Was ist uns die Pflege alter Menschen wert?
Pflege in Augsburg wie anderswo steht wieder einmal negativ in der Öffentlichkeit, obwohl die Kontrolldichte immer mehr zunimmt, städtische Stellen wie auch der MDK systematisch und unangemeldet Einrichtungen aufsuchen und sich jetzt jeder wer mag an der Pflegeschelte per Telefonabstimmung beteiligen kann. All dies läuft ins Leere, wenn wir uns nicht endlich mit der Situation in der Pflege selbst beschäftigen. Es geht um Menschen, mit einer Vielzahl von Erkrankungen, die bei jeder Lebensäußerung von fremder Hilfe abhängig sind, ihr Leben auch geistig nicht mehr kontrollieren können und vor dem Ende ihres Lebens stehen.
Wenn wir hier den Menschen, die sie pflegen und betreuen, nicht den nötigen Raum und die Zeit geben, darf man sich über negative Ergebnisse nicht wundern, auch wenn es einfacher ist, nach Schuldigen zu suchen. Eine Pflege, die unter ständigem Kontroll- und Rechtfertigungsdruck steht, kann letztlich nur zu einer schlechten Pflege werden.
Wir dürfen Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte nicht allein lassen, sondern müssen mit in die Verantwortung gehen, jeder ist gefragt, gerade auch die Politik, was ist uns die Pflege alter Menschen wert?
Wir brauchen mehr Zeit für die Pflege, also bessere Personalschlüssel, brauchen eine angemessene Einschätzung des tatsächlichen Pflegebedarfs - was von der gegenwärtigen Regierung in Berlin aus Kostengründen wieder einmal zurückgestellt wurde – wir brauchen Wohnungs- und Versorgungsstrukturen, die sich an normalen Lebensverhältnissen orientieren anstelle von großen Pflegekästen, ja wir brauchen Investitionen in die Pflege anstatt permanent zu kontrollieren, wie die Pflege mit unzureichenden Verhältnissen zurecht kommt. Dies sollten uns die pflegebedürftigen Senioren und die Pflegenden wert sein!