(Vorsitzende der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus
des SPD Unterbezirks Augsburg)
Ist es “die Aufgabe” der Arbeitsgemeinschaft 60 plus, die Anliegen der älteren Generationen in unserer Gesellschaft zu vertreten?
Als sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft definieren wir uns zwar über die Altersgrenze von 60 Jahren. Inhaltlich umfasst unser Interesse nach wie vor das gesamte Spektrum sozialdemokratischer Politik. Themen wie Freiheit, Solidarität, Gemeinschaft, internationale Solidarität etc. sind nicht altersabhängig - genausowenig wie meine eigenen politischen Erfahrungen in die Kategorie “Altersschublade” abgelegt werden können. Wir verfügen über Erfahrungswissen, wir sind vielleicht gelassener und wir sind zunehmend aktiver und körperlich fitter. Für mich ist aber besonders wichtig: Unsere Altersgruppe macht derzeit rund die Hälfte unserer Parteimitglieder aus.
Kann man daraus ableiten, dass eben diese Altersgruppe zu wenig Gehör in der Partei findet?
Das wäre sicherlich übertrieben. Es reicht jedoch sicherlich nicht aus wenn unsere Altersgruppe nur unter der Perspektive der Defizitorientierung von Senioren gesehen wird. hier liegt es an uns selbst auf unsere Stärken und Leistungen hinzuweisen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an unseren Rentenantrag, der von unserem Genossen Martin Koch entwickelt wurde und der es letzthin bis zum Bundesparteitag der SPD geschafft hat und von dort an den Bundesvorstand der SPD überwiesen wurde um ihn für das neue Wahlprogramm zu verwenden. In diesem Zusammenhang darf ich auch darauf aufmerksam machen, dass unser Augsburger Vorstand auch enge Kontakte mit der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten hat, die sich mindestens zweimal im Jahr mit uns treffen und gegenseitig austauschen. Unser Vorstand ist hier durchaus aktiv. - Allerding würde ich mir wünschen, wenn sich diese Aktivität auch bei den Delegiertenwahlen zum Unterbezirk fortsetzen würden. Auf jeden Fall ist erfreulich, dass sich ehemalige und aktuelle Mandatsträger in der AG 60 plus engagieren.
Was hat sich Deiner Meinung nach am augenfälligsten innerhalb der Sozialdemokratie verändert?
Ich habe oft den Eindruck, dass Facebook- oder Twittermitteilungen wichtiger sind als aktive Teilnahme an Verbänden, Vereinen und anderen gesellschaftlichen Organisationen. Hier findet eine Reduktion auf Schlagwörter statt, die auch vorschnell zum Totschlagsargument führen können. Die für uns alle wichtigen Themen, wie Bekämpfung von Altersarmut, bezahlbarer Wohnraum oder Ausbildung und Beruf bedürfen einer gründlichen Analyse und Argumentation. Dies spielt auch in der Kommunalpolitik eine wichtige Rolle. Unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger erwarten hier zurecht praktikable Lösungen, die nicht allein aus einem Koalitionsabkommen ableitbar sind. Unsere Arbeitsgemeinschaft war zum Beispiel im vergangenen Jahr kritisch gegenüber einer Fusion im Energiebereich. Dies gilt auch für die Haushaltsentwicklung unserer Stadt und die unbedingt notwendige Förderung des sozialen Wohnungsbaus oder die Sanierung unserer städtischen Bühnen. Dabei bin ich zuversichtlich, dass die anstehenden Wahlkämpfe hier für mehr Profilierung sorgen werden.
(Die Fragen stellte Gen. Herbert Maier)